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Alles rund um die Tulpenernte

Tulpen gehören nicht nur zu den beliebtesten Gartenblumen, sondern auch als Schnittblume im Strauß bringen sie vielen Menschen den Frühling direkt nach Hause. Vermutlich kamen aber auch bei Euch schon einige Fragen rund um die Frühlingsblüher auf oder? Wie lange sind Tulpen haltbar? Wann genau ist Tulpenzeit? Oder wann sollte ich meine Tulpenzwiebeln im eigenen Garten setzen?

Um all diese Fragen zu beantworten, haben wir uns mit Manuela Lehmann getroffen. Seit vielen Jahren ist sie in dritter Generation als Beschickerin auf dem Freiburger Münstermarkt aktiv. Neben frischem Obst und Gemüse aus Bottingen, kann man im Frühling eine wunderschöne Tulpenpracht an ihrem Stand bestaunen. Tulpen eignen sich für Familie Lehmann besonders als „Lückenfüller“ in den Gewächshäusern, da sie in dieser Zeit kein anderes Obst oder Gemüse anbauen können.

Münstermarkt: Marktgeschichten Tulpen-Ernte - Copyright: FWTM

Von der Zwiebel zum Strauß: Wie werden die Tulpen richtig gepflanzt?

Familie Lehmann bezieht die Tulpenzwiebeln aus Holland, welche zwischen Ende Oktober und Anfang November im Gewächshaus in Bottingen gesetzt werden. Diese 44.000 Zwiebeln können hier als große Investition gesehen werden, da eine Zwiebel je nach Sorte zwischen 0,26 € bis 0,40 € kostet. Neben zwanzig verschiedenen Tulpensorten in ihren drei Gewächshäusern, pflanzt Frau Lehmann die Freilandtulpen schon etwas früher an. Insgesamt bietet sie jährlich circa 60 verschiedene Tulpensorten an. Hierfür müssen die Zwiebeln auf dem freien Feld bei den Temperaturen hierzulande tiefer unter der Erde gesetzt werden, da sie sonst den Frost im Winter nicht überleben. Generell eignen sich alle Sorten für die Freilandhaltung, einige Tulpenarten werden im Freiland sogar kräftiger und schöner als im Gewächshaus.

Bei Frau Lehmann werden jedes Jahr 44.000 Zwiebeln von Hand gepflanzt. Hierfür nimmt sie zwei Zwiebeln – eine in jede Hand – und schiebt diese zeitgleich ein gutes Stück unter die Erde. Wenn der Boden im Freien nicht so trocken und leicht gefräst ist wie im Gewächshaus, benötigt man hier meist ein Setzholz. Frau Lehmann erzählt uns, wie sie an einem Arbeitstag von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr circa 6.000 bis 7.000 Zwiebeln setzt. Anfangs müssen die Tulpen im Gewächshaus gut beregnet werden, sprich circa zweimal die Woche. Hierfür gibt es Bewässerungssysteme an der Decke und teilweise vom Boden. Bei den Freilandtulpen sorgen im Normalfall die natürlichen Wetterverhältnisse für ausreichend Befeuchtung. Sehr ausschlaggebend für eine erfolgreiche Ernte ist wie so oft ein gesunder Boden. Dieser muss nicht gedüngt werden, im Gewächshaus sollte man ihn allerdings immer wieder austauschen. Alternativ sollte hier der Standort der Tulpen spätestens nach drei Jahren gewechselt werden, da sonst eine Pilzerkrankung der Pflanzen droht. Außerdem rät die Tulpenexpertin davon ab, die Pflanzen zu behandeln. Auch sie selbst spritzt die Pflanzen nicht, da diese sonst den erfrischenden Eigengeruch verlieren.   

 

Was gibt es bei der Tulpenernte zu beachten?

Die Tulpenernte beginnt meist zwischen dem 17. und 20. Februar. Wie lange diese andauert, ist, vor allem bei den Tulpen auf dem Feld, stark vom Wetter abhängig. Generell sind im Frühjahr aber zu viel Sonne und warme Temperaturen nicht vorteilhaft für den Anbau der Tulpen, da diese dann zu schnell aufblühen. Es ist außerdem besonders wichtig, dass man die Blumen zum richtigen Zeitpunkt erntet. Nur so hat man lange etwas von den Schnittblumen, welche auch nur dann ihre volle Blütenpracht entfalten. Die frischen Tulpensträuße vom Markstand halten circa acht Tage. Hierzu dürfen diese nicht zu früh geerntet werden, da sie ansonsten nicht richtig aufgehen und ihre Blütenpracht entfalten. Frau Lehmann erklärt uns, dass man die meisten Sorten erst dann erntet, wenn die Tulpen nicht mehr ganz geschlossen sind, sprich, der Kopf sollte schon höher als das umliegende Blattwerk sein. Ebenfalls erkennt man den optimalen Zeitpunkt für die Ernte daran, dass die Blüten schon einen leichten Farbansatz aufzeigen. Andererseits dürfen die Blumen aber auch nicht zu spät geschnitten werden. Wenn der Stempel der Tulpen also schon dicker wird, dann hält sich die Pflanze nur noch 3-4 Tage.

Sie gibt außerdem folgenden Tipp: Wenn die Tulpen noch eingepflanzt sind und bei Sonnenlicht zum ersten Mal ihre Blüten öffnen, kann man diese auch noch am nächsten Tag ernten. Sobald diese nicht mehr der Lichteinstrahlung ausgesetzt sind, schließen sie sich über Nacht wieder.

Für die Ernte wird die ganze Pflanze mitsamt der Zwiebel rausgezogen, da Frau Lehmann die Tulpen gerne so groß wie möglich verkaufen möchte. Sie rät, die Tulpen nicht einfach oberirdisch abzuschneiden. Man kann die Zwiebel zerschneiden, damit die Tulpe noch um den unteren Teil des Stiels, welcher durch die Zwiebel verläuft, verlängert wird. Hieraus werden zu guter Letzt die Blumen zum Bund von jeweils zehn Tulpen zusammengebunden und am Stand von Familie Lehmann jeweils dienstags, mittwochs, freitags und samstags während der Saison verkauft.

Wusstet ihr, dass…

… der kleine „Knoten“ zwischen den Blüten „Stempel“ heißt?

… ihr die frischen Tulpen nicht schräg anschneiden müsst, wenn ihr Schnittblumen in die Vase stellt? Die regionalen Tulpen bekommen auch mit einem geraden Schnitt genug Wasser und bleiben lange haltbar.

… frische Tulpen, die ausschließlich in richtiger Erde gewachsen sind, sehr viel Wasser brauchen? Füllt daher die Vasen jeden Tag gut auf.

… die Tulpen noch ein wenig in der Vase weiterwachsen?

… man den Unterschied zu Supermarkt-Tulpen nicht nur an der Haltbarkeit, sondern vor allem auch am Geruch erkennt? Die Tulpen am Marktstand riechen nach Frühling pur! Das Blattwerk von regionalen und frischen Tulpen quietscht außerdem leicht.

…ihr auch sogenannte Stehsträuße bei Lehmanns findet, welche ihr nach dem Verblühen im eigenen Garten anpflanzen könnt? Da die Sträuße mitsamt der Zwiebel verkauft und dekoriert werden, habt ihr noch im nächsten Jahr eine große Freude im eigenen Garten. Hierzu müsst ihr die Tulpen verblühen lassen und im Spätjahr direkt vor der Haustüre einpflanzen.

… der Blütendurchmesser von dem Durchmesser der Zwiebel abhängt? Sprich je größer die Zwiebel, desto größer die Blüten. Daher sind größere auch generell teurer als kleine Zwiebeln.

… die Zwiebel nach dem Schneiden nicht mehr verwendet werden kann? Sobald man die Tulpe einmal geschnitten hat, wird sie auch im nächsten Jahr nicht wieder blühen.

… sich frische Tulpen und Narzissen nicht vertragen? Der Schleim von frisch geschnittenen Narzissen zerstört die Tulpen, weshalb man mit dem Kombinieren bei Sträußen mindestens 3-4 Stunden warten sollte.

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